Gartenvögel: Amsel, Drossel, Fink und Star…
Wohl fast jeder freut sich über Vögel, die unsere Gärten bewohnen. Oft schon ab Februar erfreuen sie uns durch ihren Gesang, und bis Mai kommen viele weitere Stimmen hinzu. Der unvergleichliche Gesang der Amseln am frühen Morgen und auch am Abend und das Läuten der Kohlmeisen leiten den Frühling ein, die kräftigen Flötentöne der Mönchsgrasmücke erklingt ab Ende März, der melodisch dahinplätschernde Gesang der Gartengrasmücke dann ab Ende April. Die wohlklingenden, melancholischen Strophen des Rotkehlchens sind im Morgengrauen oder am frühen Abend sogar in den Wintermonaten zu hören.
Die Beobachtung einer Vogelbrut, vom Nestbau über Brutzeit und die Fütterung der Jungen bis zu deren Ausfliegen, ist ein unvergessliches Erlebnis. Und nicht zuletzt halten Vögel während des ganzen Jahres Mücken, Fliegen oder Blattläuse kurz.
Gartenvögel eignen sich auch perfekt als Einstieg in die Vogelkunde. Einige Teilnehmer der Vogelhochzeit wie die Amsel kennt jeder, doch beim „Fink“ geht es schon los: mehr als zehn Finkenarten lassen sich in Gärten beobachten, und „die Drossel“ tritt mit sechs Spezies auf. Auch sonst gibt es hier einiges zu entdecken: Nachtigallen am Tag, Feldsperlinge in der Stadt oder Gebirgsstelzen im Flachland. Arten mit ungewöhnlichen Namen wie „Heckenbraunelle“ und „Mönchsgrasmücke“ oder die pfeilschnellen Mauersegler. Der „Rennfahrer der Lüfte“ bringt es auf eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 220 km/h! Der kleine Girlitz, ein Verwandter des Kanarienvogels, ist vor 150 Jahren aus dem Mittelmeerraum bei uns eingewandert. Erst 20 Jahre lebt der aus Schottland eingetroffene Birkenzeisig hier, während der Bluthänfling im Bestand deutlich zurückgeht und daher auf der Roten Liste steht.
Dabei kommen die Vögel in unseren Siedlungen in einer beachtlichen Artenvielfalt vor. So konnten in der Gemeinde Jesberg auf einer Fläche von 100 Hektar 55 Brutvogelarten mit insgesamt knapp 2. 000 Paaren nachgewiesen werden. Hier ist der Haussperling mit großem Abstand die häufigste Vogelart, gefolgt von Amsel, Mauersegler, Buchfink, Kohlmeise, Star und Wacholderdrossel. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Volkszählung, die von 40 Vogelkundlern unter Federführung der HGON im Schwalm-Eder-Kreis von 1998 bis 2003 durchgeführt wurde. Die häufigsten dabei festgestellten Arten sind der folgenden Tabelle zu entnehmen:
Art |
Anzahl |
Buchfink |
22.742 |
Amsel |
17.169 |
Kohlmeise |
11.877 |
Haussperling |
11.511 |
Zilpzalp |
11.104 |
Feldlerche |
11.075 |
Goldammer |
10.290 |
Rotkehlchen |
10.268 |
Zaunkönig |
9731 |
Mönchsgrasmücke |
9335 |
Auf den ersten Blick wirkt eine Zahl von z. B. fast 23.000 Buchfinken sehr imposant. Führt man sich jedoch vor Augen, dass auf derselben Fläche knapp 190.000 Menschen leben, wird die große Dominanz unserer eigenen Spezies deutlich.
Manche Vogelarten kommen mittlerweile überwiegend in Siedlungen vor, weil sie in der intensiv genutzten Landschaft nicht mehr ausreichend Nahrung oder Brutplätze vorfinden. Dies betrifft z. B. manche Finkenarten, die mit mehr als 50 % ihres kreisweiten Bestandes in Ortschaften leben, während der Anteil von Siedlungen an der Gesamtfläche lediglich etwa 10 % beträgt.
Schutzmaßnahmen sollten sich daher keinesfalls allein auf Ortschaften beschränken, sind für viele Arten aber auch dort sehr sinnvoll, so dass jeder Haus- oder Gartenbesitzer nach seinen Möglichkeiten der heimischen Natur helfen kann.