Dezember
Heute gab es d a s Seetaucher-Highlight auf dem Diemelsee (HSK) zu sehen: ein diesjähiger Gelbschnabeltaucher (1.KJ) ist dort seit einigen Tagen der Hingucker für alle Ornis und sicher für viele ein ‘Lifer’; es ist zudem der Erstnachweis für Hessen. Während der Eistaucher auch vor Island heimisch ist, kommt der Gelbschnabel von der russischen Tundraküste – ist also nochmals seltener als Wintergast im deutschen Binnenland anzutreffen, als sein eisiger Vetter.
29. November 2016
Zum zweiten mal in diesem Jahr ist im SEK ein Eistaucher zu beobachten: in der Sandgrube Uttershausen rastet seit einigen Tagen ein diesjähriges Individuum dieser eigentlich um Island beheimateten Seetaucherart. Im Binnenland ist diese Art nur äußerst selten anzutreffen, s. ornitho-Verbreitungskarte 2016. Auch sind die ersten Samtenten auf dem Singliser See sowie der Stockelache eingetroffen.
September 2016
Jetzt im September ist eine der besten Gelegenheiten, einige unserer unauffälligsten Vogelarten aus der Nähe zu sehen. Benötigt wird dafür nur ein Gebüsch oder eine Hecke mit beerentragenden Sträuchern.
Oft genügt auch schon ein Holunder mit reichen Beerendolden – und etwas Geduld. Wer dort Position bezieht, wird erstaunt sein, zahlreiche Kleinvögel ein- und ausfliegen zu sehen. Fast immer sind die allbekannten Amseln dabei, in der Feldlandschaft derzeit aber fast sicher auch ein kleiner, recht langschwänziger Vogel mit auffallend orangebraun leuchtender Oberseite, weißer Kehle und dünnem Schnabel – die Dorngrasmücke.
Wie ihre Verwandten, die einfarbig graubraune Gartengrasmücke, die durch die beim Männchen schwarze und bei den Weibchen und Jungen braune Kappe gekennzeichnete Mönchsgrasmücke, die einfarbig bräunlichen Rohrsänger und die winzigen, grünlichen Laubsänger hat sie einen dünnen, länglichen Schnabel. Ein solcher Schnabelbau lässt darauf schließen, dass die betreffende Vogelart von Insekten und im Herbst von Beeren lebt. Die Finken haben einen dicken, hohen Schnabel, mit dem sie die Samen knacken können. Finken sind daher in Beerenbüschen nur zufällig zu finden.
Für Insektenfresser wie die Grasmücken ist die herbstliche Beerenkost überlebenswichtig. Sie ermöglicht die Anlage einer Fettschicht als Reserve, um den bei vielen Arten mehrere tausend Kilometer langen Zugweg nach Afrika zu überstehen.
Wer etwas für Zugvögel tun will, sollte sich daher eine solche Vogeltankstelle in den Garten holen. Geeignet sind neben Schwarzem Holunder vor allem Eberesche, Weißdorn, Schlehe, Roter Hartriegel und Wildrosen, deren Hagebutten sowohl Insekten- wie auch Körnerfressern als Nahrung dienen.
Die Dorngrasmücke hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die zeigt, wie die Bestandsentwicklungen von Vögeln auch globale Zusammenhänge widerspiegeln können. Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts trug die Grasmücke ihren wissenschaftlichen Namen, Sylvia communis, zu Recht: sie war tatsächlich kommun, also die häufigste Grasmücke in Mittel- und Nordeuropa. Ende der 1960er-Jahre war die Population fast vollständig verschwunden. Die Rückgänge lagen in vielen Gegenden bei mehr als 90 Prozent. Die Ursache war eine Dürrephase in der afrikanischen Sahelzone, die bis in die 1980er-Jahre anhielt.
Von der Dürre waren 50 Millionen Menschen betroffen. In der ausgedörrten Landschaft fanden auch die Vögel keine Nahrung mehr. Nach mehr als 40 Jahren haben sich die Bestände der Dorngrasmücke wieder erholt und die Art ist ein regelmäßiger Besucher der herbstlichen Vogeltankstellen. Also Augen auf – der kleine Vogel mit der rotbraun leuchtenden Flügeldecken spiegelt ein dramatisches Stück Weltgeschichte.
Im gleichen Gebiet im nördlichen SEK wie in 2015 brütet auch diesmal wieder der Uhu. Auch wenn er (also sie) tagsüber nur die Federohren hebt, ist der Vogel unverkennbar. Wollen wir also hoffen, dass mehrere Junguhus dort flügge werden.
EISTAUCHER
Seltener Gast im Kreisgebiet
Das neue Jahr hätte für die Vogelkundler Bastian Meise und Michael Wimbauer kaum besser beginnen können: Am 2. Januar entdeckten sie einen großen Schwimmvogel auf dem Gombether See, der sich bei genauer Betrachtung als junger Eistaucher herausstellte. Diese Vogelart brütet in Europa allein auf Island! Von dort beziehen die Eistaucher ihre Winterquartiere in den Küstengewässern von Irland bis Norwegen, so dass die Tiere in Deutschland eine große Besonderheit sind: in diesem Winter wurden lt. www.ornitho.de nur 13 weitere Eistaucher im Binnenland von Vogelkundlern festgestellt – für Hessen ist es sogar die erste Beobachtung seit Dezember 2009.
Damit zeigt sich eindrucksvoll die große Bedeutung der Borkener Seen für rastende Wasservögel, weshalb der Borkener See nicht nur als Naturschutzgebiet, sondern auch als Europäisches Vogelschutzgebiet im Natura 2000 Netzwerk ausgewiesen ist. Eistaucher zählen zur Familie der Seetaucher und sind perfekt an das Wasserleben angepasst. Sie können bis zu 70 Meter tief tauchen und länger als zwei Minuten unter Wasser bleiben, um dort Fische und Krebse zu erbeuten. Ihre Flugeigenschaften sind dafür eher gering ausgeprägt, zum Starten von der Wasserfläche benötigen sie eine Anlaufstrecke von 20 bis 30 Metern. Für Interessierte bietet die HGON am Sonntag, den 17. Januar eine Exkursion zum Gombether See an. (Infos Manfred Gunia 0152-28080421 und hgon-hr@t-online.de).
Kraniche – ein Highlight in dieser eher tristen Jahreszeit
Ein Bericht dazu auch in der HNA ist hier zu lesen
Wir bitten um Rücksichtnahme für die rastenden Vögel
Aufgrund des winterlichen Wetters kommt es auch im Schwalm-Eder-Kreis seit Tagen zu Rastbeobachtungen von Kranichen – so auch bei Wabern. Werden Rastansammlungen gesehen, bitte nicht näher als 300m heran gehen, Hunde bitte unbedingt anleinen und die Vögel aus der Entfernung beobachten: beginnen sie auszuweichen, ist man zu nahe.
Bei Wabern zeigten sich in den vergangenen 5 Tagen immer wieder größere Ansammlungen ~300 rastende Kraniche: auf einem Feld in der Ederaue suchten sie nach Nahrung bis zum Mittag – rastend nur bis 12:55Uhr, dann wurden sie durch ein Fahrzeug aufgescheucht.
Wer nicht zwingend diesen Weg fahren muss, Felder werden ja derzeit nicht bestellt, sollte ihn bitte meiden.
Bunter Neuzugang und Kronzeuge des Klimawandels: der Bienenfresser
Über Jahrhunderte war der Bienenfresser in Deutschland und Hessen eine sehr seltene, nur in wenigen Jahren sporadisch aus dem Süden einfliegende Vogelart. Nun brütet der außerordentlich bunte Vogel seit letztem Jahr sogar im Kreisgebiet, in einer Sandgrube im Ederraum. Wie ist es dazu gekommen?
Der Bienenfresser ist der einzige europäische Vertreter einer in den Tropen der Alten Welt weit verbreiteten Vogelgruppe. Er brütet kolonieartig in selbst gegrabenen Erdhöhlen in Steilwänden und ernährt sich von Fluginsekten wie Wespen und Bienen, vor allem aber von Hummeln, Libellen und Tagfaltern. Mit seiner tropisch bunten Erscheinung zählt er zu den schönsten europäischen Vögeln. Vor allem um das Mittelmeer verbreitet, fehlte er nördlich und westlich der Alpen über Jahrhunderte. Dennoch sind immer wieder Vorstöße nach Mitteleuropa dokumentiert, meist bedingt durch günstige Klimaphasen. Zuletzt fand eine kurzfristige Ausbreitungswelle in den 1920er und 1930er Jahren statt.
Ab etwa 1990 ist in Mitteleuropa eine erneute Ausbreitungsphase zu beobachten, die alle bisher vorliegenden Erfahrungen bei Weitem übertrifft: inzwischen brüten bundesweit mehr als 1.000 Paare! Die größten Vorkommen befinden sich in den wärmsten und niederschlagsärmsten Bereichen Deutschlands, dem Kaiserstuhl in Baden-Württemberg mit einer monatlichen Sonnenscheindauer von bis zu 250 Stunden und dem im Regenschatten des Harzes gelegenen Saaletal in Sachsen-Anhalt. Auch in Rheinland-Pfalz hat sich der Bestand des Koloniebrüters von zwei Paaren im Jahr 2002 auf mehr als 100 Paare vergrößert. Diese Bestandszunahme ist allein vor dem Hintergrund der gestiegenen Sommertemperaturen zu sehen. Der Bienenfresser ist damit einer der Kronzeugen der aktuellen Klimaerwärmung. Und inzwischen ist er sogar in unserem Kreisgebiet eingetroffen, wie im Vorjahr brüteten auch in diesem Sommer drei Paare in einer Sandgrube an der Eder.
Dabei ist bemerkenswert, dass schon die erste Brut, die jemals in Hessen bestätigt werden konnte, im Jahr 1889 bei Wiera in unserem Raum stattfand, also vor fast genau 125 Jahren. Danach siedelte die Art nur in den 1970er und 1990er Jahren kurzfristig an insgesamt vier Stellen und 2004 sowie 2005 wurden ein bis zwei Paare östlich von Darmstadt nachgewiesen. Die Ansiedlung der seltenen Vögel im Edertal 2014 war damit erst das siebte Brutvorkommen in Hessen und das erste nach zehnjähriger Pause. Mit dem heißen Sommer 2015 konnten schlagartig weitere Neuansiedlungen bei Wiesbaden, Limburg, Marburg und sogar im Vogelsberg bei Schlitz beobachtet werden, so dass der Tropenvogel in Zukunft häufiger bei uns zu Gast sein dürfte.
„Brummer“ an Gartenblüten: kein Kolibri
Schwalm. Der heiße Sommer tut nicht nur den Menschen gut, er ist auch für viele Tierarten wie Schmetterlinge oder Libellen günstig. Manche Arten kommen sogar erst unter derart heißen Bedingungen zu uns, die normalen mitteleuropäischen Sommer sind ihnen dagegen zu kühl. Ein solcher Sommergast lässt sich derzeit in vielen Gärten so häufig beobachten, wie seit dem „Supersommer“ im Jahr 2003 nicht mehr: das Taubenschwänzchen.
Wenn das kleine Tier, etwas kürzer als ein kleiner Finger, aber viel breiter und mit ausladendem Hinterteil, im Schwirrflug vor Blüten steht und seinen langen Saugrüssel bogenförmig in den Blütenkelch taucht, um Nektar zu trinken, erinnert er sehr an einen Kolibri. Und als solcher wird das Tier auch oft bestimmt. Vielleicht kommen mit dem Klimawandel ja auch Kolibris zu uns, wäre dann eine mögliche Erklärung. Aber Vorsicht: das Taubenschwänzchen ist kein Vogel wie die Kolibris, sondern ein Nachtfalter aus der Familie der Schwärmer, der zu einer tagaktiven Lebensweise in der heißen Sonne übergegangen ist. Es schlägt, das hat das Tier mit den Kolibris gemein, so schnell mit den Flügeln, dass diese nur ganz verschwommen erkennbar sind. Der rasend schnelle Flügelschlag ermöglicht ähnlich einem Hubschrauber das milimetergenaue Navigieren von Blüte zu Blüte.
Dabei sucht es bevorzugt besonders blaue oder rotviolette Blüten wie die von Schmetterlingsflieger, Phlox, Fuchsie oder Geranien in Gärten oder auf dem Balkon und Disteln, Rotklee oder Luzerne im Offenland auf. Besonders intensiv besucht es sehr nektarreiche Blumen, um für den sehr anstrengenden, energiezehrenden Schwirrflug schnell wieder auftanken zu können. Die kleinen „Brummer“ sind Wanderfalter, ihr eigentliches Verbreitungsgebiet befindet sich von Nordafrika über Spanien und Südfrankreich bis nach Griechenland und östlich sogar bis nach Japan. Wenn im Mittelmeerraum durch die Sommertrockenheit das Blütenangebot knapp wird, wandern viele Taubenschwänzchen mehr oder weniger weit nach Norden. Sie können dann, wenn die Witterung ausreichend heiß ist, auch in Deutschland überall von den Ebenen bis in die Mittelgebirge angetroffen werden. In warmen Jahren gelangen einzelne Taubenschwänzchen noch viel weiter in den Norden, sogar bis über den Polarkreis hinaus. Die eingeflogenen Tiere legen ihre winzigen Eier meist an verschiedene Labkrautarten, an denen auch die grünen, mit weißen Längsstreifen geschmückten Raupen fressen. Im August schlüpfen dann die Falter, die bis Mitte September in größerer Zahl wieder unsere Gärten bevölkern.
Die ähnlichen Kolibris sind übrigens weltweit nur in Amerika verbreitet und kommen in Europa und Afrika, aber auch Asien nicht vor, so dass sie in unserem Raum nicht beobachtet werden können.
Wer den kleinen Brummer beobachtet hat, wird gebeten, seine Beobachtung für einen zusammenfassenden Bericht zum Auftreten der Art im Kreisgebiet an Andrea Krüger unter 05683 – 92 30 92 oder per Mail an Andrea.Krueger-Wiegand@t-online.de weiterzumelden. Herzlichen Dank!
April 2015
Nachdem nun in Malsfeld gebrütet wird (s. https://www.facebook.com/stoerchewabern?fref=ts), waren auch die Fritzlarer Störche nicht tatenlos und sitzen seit wenigen Tagen auf ihrem Gelege. Ob das nasskalte Wetter und der kalte steinerne Untergrund dem Gelege schaden, werden wir jedoch erst später erfahren. Die Altstörche sehen auf den ersten Blick mit ihrem braunen Hals und Oberkörper wie Nilgänse aus, sicherlich bedingt durch die Witterung und den Eintrag von Silage als Nestuntergrund. Das fast vollständige Fehlen von holzartigem Nistmaterial war im vorigen Jahr schon bemerkenswert – und das Gelege unbrauchbar…
März 2015
Großes Mausohr
In Neuenbrunslar wurde heute ein Großes Mausohr gefunden, das jetzt in der von der Naturschutzbehörde und der HGON unterstützten Storchenstation Wabern-Niedermöllrich gepflegt wird.
Nachfolgend ein kleiner Einblick, schmatzen erlaubt
Januar 2015
06. Dezember 2014
Winterstörche in der Schwalm
Frühlingsgruß zu Nikolaus
Schwalm. Wer derzeit in den Wiesen und Ackerlandschaft um Loshausen oder Ransbach unterwegs ist, glaubt seinen Augen nicht zu trauen zu können. Allein, paarweise und maximal zu siebt sind dort Weißstörche in der allmählich winterlichen Landschaft unterwegs. Eine Binsenweisheit aber, dass die Störche im Winter „in den Süden“ fliegen – wie sind dann solche Beobachtungen möglich?
Diese Weißstörche sind ein besonders auffälliges, weithin sichtbares Zeichen des Klimawandels. Die zunehmend milderen Winter eröffnen ihnen und auch anderen Zugvögeln die Möglichkeit für ein längeres Bleiben. Während bei den meisten anderen Arten aber nur Einzeltiere die Überwinterung versuchen, handelt es sich bei den Störchen um eine gut dokumentierte Entwicklung, an der in Südwestdeutschland und Nordfrankreich mittlerweile schon einige hundert Vögel beteiligt sind. Ausgang der Entwicklung sind die Storchenvorkommen im klimatisch besonders begünstigten Rheingraben, wo schon seit vielen Jahren zunächst einzelne, dann immer mehr Störche den Winter verbrachten. In den letzten Jahren hat sich dieses Verhalten auf die Wetterau und zuletzt auch auf die Brutstörche in Wabern ausgedehnt. Und nun versuchen auch erstmals die Schwälmer Störche eine Überwinterung. Dafür ausschlaggebend ist sicher der sehr milde Witterungsverlauf der letzten Wochen und die im Vergleich der letzten Jahre wieder einmal etwas bessere Nahrungssituation durch das stärkere Auftreten von Feldmäusen, einer Lieblingsnahrung der Störche.
Durch die Beringung vieler Weißstörche ist wissenschaftlich inzwischen eindeutig geklärt, dass die zunehmende Überwinterungstendenz keine Folge von freigelassenen Gehegestörchen ist. Im Gegenteil, viele Beobachtungen derselben beringten Tiere zeigen, dass die Entwicklung ihren Ursprung in Spanien nahm. Dort haben sich die Störche in Reisfeldern und auf Mülldeponien neue Nahrungsquellen erschlossen, woraufhin viele nicht mehr zum Überwintern nach Westafrika weitergezogen sind. Beringte Störche, die als Jungvögel in Spanien den Winter verbracht hatten, blieben mit zunehmendem Alter und damit auch zunehmender Erfahrung bei der Nahrungssuche im Winter immer weiter nördlich. Zuerst in Süd-, dann in Mittelfrankreich und zuletzt im Rheingebiet.
Der Grund dafür ist leicht auszumachen: Je näher am Brutgebiet die Überwinterung gelingt, desto kürzer ist der Rückweg zum Nest. Und wer zuerst im Brutgebiet eintrifft, kann die besten Nester besetzen, die fittesten Weibchen für sich gewinnen und die meisten Jungvögel aufziehen. Damit ist der Druck aus Storchensicht groß, sich der zunehmenden Überwinterung anzuschließen – was nützt ein warmes Urlaubsquartier, wenn bei der Rückkehr das eigene Heim in andere Hände gegangen ist.
Dabei bleiben die großen Vögel aber spontan und flexibel genug, um bei Wintereinbrüchen oder Versiegen der Nahrungsquellen doch noch abzuziehen, zumal der Weg zum Rhein nicht weit ist. So hat sich in Süd- und Mittelhessen bei Kälteeinbrüchen noch im Januar gezeigt, dass ein kurzfristiger Abzug für nur wenige Tage oder Wochen stattfindet und die Tiere sofort mit Wetterbesserung zurückkehren. Dieses Verhalten werden auch die Schwälmer Störche zeigen, falls es nötig sein sollte. Es ist daher nicht zu befürchten, dass die Vögel umkommen könnten, oder gar eine Fütterung nötig wäre. Im Gegenteil, eine Fütterung wäre genau der falsche Weg, weil den Vögeln damit ihre Flexibilität im Verhalten genommen würde, die sie zum Überleben brauchen.
November 2014
Ungastliche Schwalm?
Fast-Sensation – 7.000 Kraniche setzen zur Landung an
Wohl jeder hat schon einmal staunend die trompetenden, keilförmigen Geschwader der Kraniche betrachtet, die auch in den letzten Tagen wieder über der Schwalm auf ihrem Weg ins Winterquartier zu sehen waren. Fast nie sieht man die scheuen Großvögel hier jedoch zur Rast einfallen. Am vergangenen Dienstag wäre es beinahe so weit gewesen, 7.000 der eindrucksvollen Flieger hatten sich die Schwalmwiesen bei Loshausen als Rastplatz ausgesucht. Aber es kam anders…
Traditionell sammeln sich alle nordosteuropäischen Kraniche in den Herbstmonaten in Norddeutschland und Polen. Hier suchen sie tags auf Feldern nach Ernteresten und anderer Nahrung und versammeln sich gegen Abend zu tausenden zur gemeinsamen Übernachtung in fuchssicheren Flachwasserzonen. Meist bei Ostwetterlagen mit Rückenwind ziehen die Kraniche von dort gemeinsam in großen Verbänden nach Frankreich und Spanien. Nach dem Aufbruch in den frühen Morgenstunden brauchen die Tiere einige Stunden, um die Strecke von Brandenburg bis nach Nordhessen zurückzulegen. An den meisten Tagen erreichen die ersten Kranichzüge gegen Mittag den Raum Kassel und etwa ab 13 Uhr die Schwalm. Je nach Abflugort und Windverhältnissen kann sich das Zuggeschehen dann bis zum Abend erstrecken.
In diesem Jahr war der Zug besonders eindrucksvoll. Der Grund dafür ist, dass immer mehr Kraniche das Teichgebiet Linum bei Berlin als Sammelplatz wählen. Dort hat der aus Florshain stammenden Naturschützer Eberhard Schneider, Gründer und Präsident des Vogelschutz-Komitees e. V., die Teichanlage in Zusammenarbeit mit den Eigentümern als Kranichsammelplatz optimiert. Durch die Arbeit des Vogelschutz-Komitees haben sich die Rastbedingungen für den Kranich soweit verbessert, dass dort nach 80.000 Kranichen 2012 und 97.000 Vögeln im Herbst 2013 in den letzten Wochen sogar etwa 130.000 Kraniche und damit ein Drittel des nach Westen ziehenden Kranichbestandes gezählt werden konnten. Diese Kraniche ziehen traditionell besonders über dem Raum Eschwege nach Hessen und dort in Abhängigkeit von den Windverhältnissen über Vogelsberg und Schwalm, den Raum Gießen und anschließend über den Taunus weiter. So hat ein Schwälmer bei Berlin dafür gesorgt, dass die Zahl der über der Schwalm zu bestaunenden Vögel in den letzten Jahren auffallend zugenommen hat. Mehr über die Arbeit des Vogelschutz-Komitees ist unter http://www.vogelschutz-komitee.de/ zu erfahren.
Kraniche orientieren sich während des Zuges nicht wie andere Vogelarten am Magnetfeld der Erde, sondern optisch an Landmarken wie Mittelgebirgen oder Flussläufen. Die Jungen lernen den Zugweg und die besten Rastplätze von ihren Eltern, mit denen sie bis zum nächsten Frühjahr zusammen bleiben. Daher ziehen sie nur bei guten Sichtbedingungen von ihren Rastplätzen ab. Wenn sie während des Zuges aber in diesige Witterung mit geringer Sichtweite geraten, können sich Kraniche kaum noch orientieren und sind zu einer außerplanmäßigen Rast gezwungen. Einen solchen Notrastplatz steuerten am vergangenen Dienstag etwa 7.000 der eindrucksvollen Großvögel in den Wiesen zwischen Loshausen und Steina an, nachdem die Sicht immer schlechter wurde. Zuvor waren sie über Niedergrenzebach und Ziegenhain gesehen worden. Als die meisten Tiere schon eingefallen waren, brach aber plötzlich Unruhe unter den erschöpften Tieren aus: ein Fußgänger in blauer Jacke näherte sich rücksichtslos den Rastscharen, die daraufhin augenblicklich panisch aufflogen und sich nach einigen Flugrunden über dem Gebiet zerstreuten. Eine Nachsuche am Mittwoch ergab, dass die Vögel die Schwalm großräumig verlassen hatten.
Kraniche zählen aufgrund der jahrhundertelangen Verfolgung zu Nahrungszwecken zu unseren scheuesten Großvögeln. Gegenüber Menschen halten sie Fluchtdistanzen von einigen hundert Metern ein. So genügt schon ein unaufmerksamer oder uneinsichtiger Fußgänger, um 7.000 der riesigen Vögel in Not zur Flucht zu zwingen gleichzeitig viele Naturinteressierte um ein einmaliges Naturschauspiel zu bringen. Und nicht nur das – Störungen besonders geschützter Vogelarten an ihren Ruheplätzen stellen nach dem Naturschutzgesetzt eine Ordnungswidrigkeit dar. Daher ist es doppelt wichtig, den Tieren die nötige Ruhe zu ermöglichen und zu den Rastschwärmen einen gebührenden Abstand einzuhalten.
September/Oktober 2014
Stare versammeln sich:
Riesen-Wolken kleiner Vögel
Schwalm. Im September und Oktober ist die beste Zeit, um bei einem abendlichen Spaziergang in den Auen oder Feldern der Schwalm eines unserer spektakulärsten Naturschauspiele zu erleben: tausende, manchmal abertausende kleiner, dunkler Vögel zaubern in dichten Schwärmen bei ihren Flugspielen wie pulsierende Wolken immer wieder neue Bilder und Formationen in den Abendhimmel. Wenn das Staunen nachlässt, sind sofort zwei Fragen da – wer macht das? Und warum?
Die erste Frage ist schnell beantwortet. Mit solchen dichten, großen Schwärmen kann es sich im Binnenland nur um Stare handeln. Lediglich im Küstenraum verhalten sich eine Reihe kleiner Watvögel ähnlich. Stare zählen zu unseren häufigsten Singvögeln, die in Höhlen in Bäumen oder Dächern brüten und auf offenen Grünlandflächen ihre aus Würmern und Insektenlarven, im Herbst auch aus Beeren bestehende Nahrung suchen. Das „warum“ ist schwerer zu klären. Zunächst bieten solche Ansammlungen immer Schutz, denn hier stehen einigen tausend Stare nur wenige ihrer Feinde wie Sperber oder Habicht gegenüber. Das Risiko, als Abendmahlzeit eines Greifvogels zu enden, ist daher für den einzelnen Vogel viel geringer, als wenn er allein oder in kleinen Gruppen verteilt übernachtet. Zudem gehen Wissenschaftler davon aus, dass solche Schlafplätze der Mitteilung über besonders günstige Nahrungsräume dienen. Dies allerdings nicht, indem die Tiere sich direkt „beraten“, sondern einfach, indem hungrige Stare am nächsten Morgen einfach ihrem satt und rund am Schlafplatz eintreffenden Nachbarn zu dessen Nahrungsgründen hinterher fliegen.
Auch die Frage, wie die Tiere in den eng gepackten Schwärmen ihre wendigen Flugmanöver durchführen, ohne dass es permanent zu Zusammenstößen kommt, ist inzwischen geklärt. Die Informationsverarbeitung läuft bei Staren und allgemein Vögeln viel schneller ab als bei uns Menschen – was für uns rasend schnell erscheint, nehmen sie, vereinfacht gesagt, fast wie in Zeitlupe wahr. So haben sie genug Zeit, einfach auf die Flugmanöver des Nachbarn zu achten und sich ihnen anzuschließen.
Die Schwärme werden aber immer kleiner – wo vor zehn Jahren noch 20.000 Stare zusammenkamen, sind es heute oft nur noch 2.000. Daraus lassen sich weitere Erkenntnisse ableiten: selbst der Star als einer unserer häufigsten und anspruchslosesten Vogelarten geht im Bestand deutlich zurück, weil er durch unsere intensive Bewirtschaftung von Wiesen und Wäldern immer weniger Nisthöhlen und vor allem nicht mehr genügend Nahrung findet. Dazu kommt, dass als Folge des Klimawandels viele Stare weiter nördlich überwintern und so nicht mehr bei uns erscheinen. Dies ist besonders bemerkenswert, da der Star noch vor Jahrzehnten überwiegend ein Zugvogel war, der im Winter wie im Kinderlied von „Amsel, Drossel, Fink und Star…“ in den Süden wanderte. So gesehen sind die riesigen Starenwolken nicht nur faszinierend und eindrucksvoll, sondern auch ein weithin sichtbares Zeichen, wie der Mensch Natur und Klima verändert.
Größte Ansammlung von Weißstörchen im Schwalm-Eder-Kreis
Die Jungstörche beginnen sich zu sammeln, am 18. August konnten 55 Jungstörche auf den Wiesen der Fuldaaue, Nähe Melsungen beobachtet werden, so viele wie noch nie im Schwalm-Eder-Kreis!
Der Weissstorch in Wabern - eine kleine Erfolgsgeschichte aus kommunalem und privatem Engagement, naturschutzbehördlicher Begleitung und Unterstützung durch die Naturschutzfachverbände.
Spätester Zugvogel wieder da
Nach 10.000 km auf Achse: Sumpfrohrsänger kommen zurück
Schwalm. Die Standvögel haben schon die erste Brut aufgezogen, seit einigen Wochen sind überall in den Gärten junge Meisen oder Amseln zu sehen. Manche Zugvögel, wie Kiebitze, die in diesem Jahr keine Jungen haben, sind sogar schon auf dem Rückweg nach Süden. Da ertönt plötzlich eine neue Stimme aus Brennesselbeständen, niedrigen Hecken und manchmal auch Rapsfeldern: nach bis zu 10.000 km Flugstrecke ist seit Mitte Mai nun auch der Sumpfrohrsänger als unser zuletzt heimkehrender Zugvogel wieder zurück. Das Winterquartier in Südafrika haben manche der nur 10 bis 15 Gramm schweren Winzlinge erst vor gut sechs Wochen Anfang oder Mitte April verlassen. Wer nach einer solchen Reise und jahreszeitlich so spät ankommt, bleibt sicher auch lange, könnte man denken. Aber nein, schon Ende Juli machen sich die kleinen Weltenbummler wieder auf den Weg. Nur gut zwei Monate halten Sumpfrohrsänger sich daher im Brutgebiet auf, fünf Sechstel des Jahres sind die Vielflieger unterwegs.
Wer nun neugierig geworden ist und dem Marathon-Vogel einmal begegnen möchte, wird am ehesten in größeren Brennesselbeständen an Gewässerufern fündig. Hier ist den ganzen Tag und oft auch weite Teile der Nacht (klar, bei so viel Zugweg verläuft das Brutgeschäft etwas hektisch) der schnell plaudernde, schwätzende Gesang des Sumpfrohrsängers mit rhythmischen Wiederholungen zu hören. Der Vogel selbst ist mit bräunlicher Ober- und weißlicher Unterseite eher unauffällig gefärbt, in den staubigen Savannen Afrikas so aber gut getarnt. Mit etwas Erfahrung mit Vogelstimmen ist der Gesang leicht an der Vielzahl perfekter Imitationen anderer Vogelarten zu erkennen. Besonders häufig werden Amsel, Haussperling, Grasmücken, Rauchschwalbe, aber auch Feldlerche, Stare und viele afrikanische Vögel nachgeahmt. Insgesamt haben Vogelkundler bisher Imitationen von 212 verschiedenen Vogelarten im Gesang des Rohrsängers gezählt – also nicht nur ein Meister der Langstrecke, sondern auch ein regelrechtes Stimmwunder. Aber: Augen auf, die Uhr tickt, in einigen Wochen macht sich der Kurzbesucher und Rekordhalter schon wieder aus dem Staub.
Damit ist der Sumpfrohrsänger ein perfektes Beispiel für die heute überwiegend vertretene Ansicht, dass sich Zugvögel in den Tropen entwickelt haben. Europa besuchen sie demnach wegen des hier günstigen Nahrungsangebotes lediglich zur Brut. Für uns Menschen, die wir Heimat meist mit dem Ort unserer Geburt verbinden, eine seltsame Vorstellung, dass die Heimat der Zugvögel nicht hier ist, wo sie brüten, sondern eigentlich in Afrika liegt.
Storchennachwuchs 2014 in Wabern
Das Frühjahr 2014 – eine weitere Wetterkapriole
Der Mauerseglersommer beginnt
30.04.2014
Am 30.04. gegen Abend erreichte der erste Heimkehrer aus dem Überwinterungsgebiet Afrika sein Brutgebiet und flog in seinen Nistplatz in Wabern Niedermöllrich ein.
Erster Nachwuchs bei den Weißstörchen
27. April 2014
Die ersten Jungstörche sind im Schwalm-Eder-Kreis geschlüpft. In Loshausen, auf dem Horst Loshausen I bereits vor ca. 1 Woche, in Wabern Ederauen, am 27.04.2014. Weitere Details hierzu finden Sie auf der Homepage Störche in Wabern
Frühjahrszug in der HGON-Fläche
25. März 2014
In der HGON-Fläche Ederaue Wabern konnten heute mehrere Vogelarten bei der Zugrast beobachtet werden:
während sich ein männlicher Kampfläufer eindeutig nur zur Rast in der Fläche aufhielt, zeigten zwei Kiebitze schon Revierverhalten und vertrieben beständig einen dritten Kiebitz, welcher erfolglos versuchte in der Fläche zu landen. Die Fläche ist geeignet für die Brut der bedrohten Kiebitze.
Zugvogel-Formationen im Anflug
26. Februar 2014
Mit den ersten milden Tagen machen sich auch die Zugvögel wieder auf den Weg in ihre Brutgebiete. Unter den frühesten Heimzüglern sind die bekannten, laut trompetenden Formationen der Kraniche, doch längst nicht jeder V-förmige Vogelschwarm ist dieser Art zuzuordnen.
Wer bei einer Begegnung mit den Zugkeilen die fanfarenartigen Trompetenrufe der Kraniche vernimmt, kann zwar sicher sein, dass er es mit den mythischen Glücksvögeln zu tun hat. Auch wenn nichts zu hören, aber die langen Beine und der lang vorgestreckte Hals erkennbar ist, ist ein Zweifel an der Artbestimmung ausgeschlossen. Ist der Zugvogeltrupp aber weiter entfernt oder lässt keine Rufe hören, kann es sich auch um Gänse oder Kormorane, in seltenen Fällen auch um Graureiher handeln. Dann ist genaues Beobachten wichtig, wenn man diese Arten sicher unterscheiden will.
Ziehende Gänse lassen sich noch am einfachsten erkennen: ihr „hinten“ wie abgeschnitten kurzes Heck ist ein sehr gutes Merkmal. Oft rufen die Vögel auch schnatternd ähnlich den bekannten Hausgänsen. Die Bestimmung als „Wildgans“ ist zwar schon ein wichtiger Schritt, doch sind in unserem Raum drei Arten mehr oder weniger regelmäßig zu erwarten. Die sehr große Graugans mit auffallend hellgrauen Flügeln ist die häufigste von ihnen, selten ziehen aber auch Bläß- und Saatgänse aus Sibirien über die Schwalm hinweg. Sie stehen in der Größe zwischen Enten und Graugänsen.
Weitaus häufiger sind jedoch ziehende Kormorane zu sehen, die oft mit Kranichen verwechselt werden. Allerdings sind von Kormoranen nie Zugrufe zu hören, so dass keilförmige Schwärme mit „akustischer Untermalung“ immer zu den anderen Arten gehören. Am besten sind Kormorane an ihrem Flugbild zu erkennen, bei dem jeder einzelne Vogel an ein fliegendes Kreuz erinnert. Der mittellange Hals und die auffallend langen Schwanzfedern entsprechen den ausgebreiteten Flügeln, so dass insgesamt ein kreuzförmiges Flugbild entsteht. Wer genau schaut, kann oft auch die auffallend dunkle Färbung der Kormorane erkennen.
Auch viele andere Vogelarten wie Enten, Möwen oder Watvögel fliegen, um Energie zu sparen, in Keil-Formation. Allerdings ziehen diese Vögel meist nachts oder in so großer Höhe, dass sie nur ausnahmsweise zu beobachten sind. Singvögel haben wegen ihrer „hüpfenden“ Flugweise hingegen keine Möglichkeit zum Formationsflug, sie ziehen in ungeordneten Schwärmen in die Brutgebiete.
WINTERSTÖRCHE im Schwalm-Eder-Kreis
Dezember 2013
gibt es, wie in den beiden vergangenen Jahren auch in diesem Winter wieder in Wabern. Im letzten Jahr zog das Horstpaar aus den Ederauen mit dem frühen Wintereinbruch Anfang Dezember ab und kehrte im Februar 2013 zurück. In diesem bisher milden Winter, halten sich beide Horstpaare weiter in Wabern auf, am 03. Dezember gesellten sich sogar zwei weitere beringte Störche hinzu. Die Störche sind überwiegend in der Nähe des Karlshofs Wabern, sowie in den Schwalmwiesen, bei Wabern-Harle anzutreffen. Für Spaziergänger in Wabern mittlerweile sicher ein gewohnter Anblick.