Schwalben | HGON Hess. Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Schwalben

Luftakrobaten ohne Heim

Aktion „Bauplatz gesucht“ -Kulturfolger vor dem Aus?

Schwalben und Menschen verbindet eine Jahrtausende alte gemeinsame Geschichte. Ursprünglich waren die beiden Schwalbenarten unserer Städte ausschließlich Bewohner felsiger Gebirge. Die Rauchschwalbe brütete dort in Höhlen, die Mehlschwalbe an hohen Felswänden. Eine besondere Anpassung an das Brüten an blankem Stein ist ihr Nestbau: Aus hunderten kleinen Lehm- oder Schlammklümpchen kleben sie ihre Nester dorthin, wo andere Vogelnester keinerlei Halt bieten. Mit dem Bau von Wohnhäusern und Stallungen durch den frühen Menschen boten sich ihnen weitere Brutplätze, die die Schwalben schnell besiedelten. So konnten sie, ausgehend von den kleinräumigen Gebirgsbereichen, ganz Europa als Brutgebiet nutzen. Und auch wir Menschen hatten davon unseren Vorteil, da die Schwalben einen großen Teil der lästigen, Krankheiten übertragenden Insekten als Futter für ihre Jungtiere fingen.

Diese Mehlschwalbe beginnt gerade mit dem Nestbau; die HGON bittet 2011 um Meldungen von Schwalbennestern_Foto_C.Gelpke

Diese Mehlschwalbe beginnt gerade mit dem Nestbau, ein schwieriges Unterfangen bei diesem glatten Unterbau, Foto: Christian Gelpke

Heute haben es Schwalben in unserer modernen Welt nicht leicht: Modernisierte und renovierte Häuserfassaden ermöglichen es ihnen nicht mehr, Nester anzulegen. Kleine, landwirtschaftliche Betriebe werden zunehmend aufgegeben und Viehställe aus hygienischen Gründen versiegelt. Immer häufiger werden sogar Schwalbennester mitten in der Brutzeit von den Hauswänden gestoßen, um einer „Verschmutzung“ vorzubeugen – oft kommen dann die noch nackten, flugunfähigen Jungschwalben erst nach einem langen Todeskampf um. Unglaublich, aber wahr: Die auf Gedeih und Verderb auf unser Wohlwollen angewiesenen Frühlings- und Sommerkünder stehen daher mittlerweile auf der Liste der gefährdeten Vogelarten!

Mit dem Projekt „Bauplatz gesucht!“ hat die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) 2011 auf diese traurige Situation und auf die kulturhistorische Bedeutung der Schwalben aufmerksam machen. Im Rahmen dieses Projektes wurde erstmals in Hessen landesweit eine Zählung von Rauch- und Mehlschwalbennestern durchgeführt, um die Situation der beiden Arten genau analysieren zu können. Gerade, weil in der Schwalm noch überdurchschnittlich viele Schwalben brüten, ist es wichtig, dieses oft noch gute Zusammenleben auch in der landesweiten Kartierung darzustellen. Dazu sollten Leser durch die Meldung von Schwalbennestern einen Beitrag leisten. Ziel des Projektes: ein hessenweites Netzwerk an freiwilligen Helfern zum Schutz unserer Schwalben soll errichten werden. So lässt sich eine Verschmutzung von Hausfassaden leicht durch das Anbringen von „Schwalbenbrettern“ verhindern, die herabfallendes Nistmaterial und Kot abfangen. Diese Bretter sollten mindestens einen Meter unterhalb der Nester angebracht werden, um den wichtigen freien Anflug zu den Nestern nicht zu behindern.

Die beiden Schwalbenarten sind einfach zu unterscheiden: Rauchschwalben, kenntlich auch an ihren langen Schwanzspießen und der durchgehend blauschwarz schillernden Oberseite, bauen ihre Nester stets innerhalb von Gebäuden oder Ställen. Ihre Nester sehen aus wie halbrunde „Näpfe“, die nach oben geöffnet sind. Die häufigeren Mehlschwalben hingegen bauen ihre Nester an die Außenseite von Häusern, Brücken oder ähnlichen Bauwerken. Ihre Nester ähneln einer Halbkugel, die bis auf ein kleines Loch komplett verschlossen ist.

Meldungen zu Schwalbenbruten werden auch weiterhin benötigt, sind im Internet unter folgender Adresse erbeten: www.ornitho.de
Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!

Arbeitskreis Schwalm-Eder