Greifvögel: Unverzichtbare Luftjäger
Greifvögel gehören sicherlich zu den spektakulärsten, eindrucksvollsten und bekanntesten Vogelgruppen. Sie sind fast auf dem gesamten Globus verbreitet und haben eins gemeinsam: Sie sind perfekte Jäger und Flugkünstler und spielen eine entscheidende Rolle im Naturhaushalt.
In Nordhessen ist der Rotmilan nach Mäusebussard und Turmfalke der häufigste Greifvogel. Sein elegantes Flugbild und der lange, tief gegabelte Schwanz, nach dem der Vogel auch Gabelweihe genannt wird, sind charakteristische Merkmale.
Der Mäusebussard kommt mit den veränderten Umweltbedingungen besser zurecht und ist daher wesentlich häufiger als der Rotmilan. Besonders auffallend ist die variable Gefiederfärbung, es gibt ganz dunkle, aber auch fast weiße Mäusebussarde und alle Zwischenstufen. Seinem Namen macht er alle Ehre, ernährt er sich doch fast ausschließlich von Mäusen. Diese erbeutet der Bussard durch Ansitzjagd von einer erhöhten Warte wie etwa einem Baum oder Zaunpfahl.
Der Turmfalke ist ein Kulturfolger, der häufig die unmittelbare Nähe des Menschen bewohnt. Häufig brütet er in Kirchtürmen, an Industriegebäuden und sogar Wohnhäusern. Natürliche Brutplätze befinden sich in verlassenen Krähen- und Elsternnestern. Wie alle Falken bauen auch Turmfalken keine eigenen Nester und sind daher als Nachmieter auf die Nestbautätigkeit der Rabenvögel angewiesen. Oft wird die Art auch als „Rüttelfalke“ bezeichnet, da die Vögel oft für mehrere Minuten rüttelnd in der Luft „stehen“ und über einem Mauseloch warten, bis die Maus einen Fehler macht.
Der südlich der Sahara überwinternde Baumfalke und sein in Hessen lange Jahre ausgerottetes großes Abbild, der Wanderfalke, brüten ebenfalls im Kreisgebiet. Umweltgifte und direkte Verfolgung führten bis Mitte der 1970er Jahre zur Ausrottung des Wanderfalken in Hessen und weiten Teilen Europas. Dank intensiver Schutzbemühungen der HGON kann man diesen schnellsten aller Vögel aber mittlerweile wieder in Hessen beobachten. Im Sturzflug erreicht er mitunter Geschwindigkeiten von mehr als 300 km/h!
Der Habicht und sein kleiner Verwandter, der Sperber, sehen sich mit der braungrauen Ober- und auf hellem Grund dunkel gebänderten Unterseite täuschend ähnlich. Beide Arten sind Waldvögel und kommen an verschiedenen Stellen im Kreisgebiet vor. Im Gegensatz zum Mäusebussard leben sie überwiegend im Innern des Waldes. Vor allem Sperber kann man aber gelegentlich beobachten, wie sie versuchen, durch einen Überraschungsangriff am winterlichen Vogelfutterhaus einen Singvogel zu erbeuten. Beide Arten sind durch intensive Verfolgung durch den Menschen bis in die 1970er Jahre selten geworden, vor allem dem Habicht wird auch heute noch illegal nachgestellt.