Der Grünspecht
Im März und April fällt zuerst sein lachender Balzruf auf, den man am besten mit einem schallenden„Klüh-Klüh-Klü-Klü“ umschreiben kann. Er ist mehrere hundert Meter weit zu hören. Sieht man den taubengroßen, mit seiner leuchtend grünen Oberseite und der roten Kopfzeichnung exotisch aussehenden Vogel, dann klettert er meist nicht an einem Baum, sondern sitzt auf dem kurz geschorenen Rasen.
Farbe und Lebensraum passen gar nicht zum landläufigen Bild des Spechtes als schwarz-weißer Klettervogel. Das ist aber, wie so oft, keine „Laune“ der Natur, sondern stellt eine überlebenswichtige Anpassung dar. Der Grünspecht ernährt sich vor allem von bodenbewohnenden Ameisen, mit der grünen Färbung ist er also während der Nahrungssuche perfekt getarnt! Den Kopf auf Ameisenjagd in einen kleinen, selbst gezimmerten Krater im Rasen gesteckt, hat er eine gute Tarnung wirklich nötig. Er wäre sonst für viele Tierarten eine leichte Beute.
Die Abhängigkeit von Bodenameisen wird dem Vogel in kalten, schneereichen Wintern übrigens oft zum Verhängnis. Er kann dann seine lebenswichtige Nahrung nicht mehr erreichen. Auch in den letzten beiden kalten Wintern sind viele Grünspechte der Witterung zum Opfer gefallen. Die im Rahmen des Klimawandels zuvor jedoch überwiegend milden Winter seit Ende der 1990er Jahre haben zu einer auffallenden Zunahme geführt. Der Bestand in ganz Hessen ist von 400 auf mehr als 4.000 Paare angestiegen, im Kreisgebiet von 20 auf 300. Damit sind die Chancen besser den je, den grünen Ameisenspecht im eigenen Garten beobachten zu können.
Angaben zu den Autoren:
Heinz Stübing: Gebürtiger Ziegenhainer, Jahrgang 1937, ist von Kindesbeinen an von der Natur und ihren Lebewesen begeistert. Unter den Vogelkundlern im Schwalm-Eder-Kreis kann er anhand seiner etwa 60-jährigen Beobachtungspraxis den größten Zeithorizont aus eigener Erfahrung überblicken. Viele einmalige Naturerlebnisse gelangen ihm als jagendem Naturschützer auch vom Hochsitz aus.
Stefan Stübing: Jahrgang 1972, seit dem Grundschulalter fasziniert von allem, was fliegt. Aufgewachsen in der Schwalm, koordiniert er nach seinem Biologie-Studium (Schwerpunkt Zoologie, Ökologie, Naturschutz) an der Philipps-Universität in Marburg nun für die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) die wissenschaftlichen Vogel-Beobachtungsprogramme in Hessen und ist als Stellvertretender Vorsitzender der vogelkundlichen Dachorganisation (Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V.) auch bundesweit tätig.
Beide sind Mitglieder in den Naturschutzverbänden HGON (s.o.) und NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.)