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Rotkehlchen | HGON Hess. Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Rotkehlchen

Rotkehlchen – keine Angst vor großen Tieren

Praktisch jeder ist schon mal einem Rotkehlchen begegnet – der kleine Vogel ist sehr hübsch gefärbt, kommt zumindest im Herbst und Winter oft auch in Gärten und lebt dann sehr vertraut in unmittelbarer Umgebung von uns Menschen. Nur eins ist schon auf den ersten Blick seltsam: Rotkehlchen sind immer eigenbrötlerisch allein unterwegs, nie sieht man sie in Trupps wie fast alle anderen Vögel. Warum?

Rotkehlchen zählen zu den Teilziehern. Ein Teil der Population zieht in wärmere Winterquartiere, andere bleiben auch im Winter hier und wieder andere kommen aus Skandinavien und verbringen die kalten Monate in unserem Raum. Regelmäßige Überwinterungen in Mitteleuropa sind für einen Insektenfresser wie das Rotkehlchen aber eine sehr riskante Sache, in kalten Wintern mit hoher Schneedecke finden viele nicht ausreichend Nahrung und kommen um.

Und das ist auch der Grund dafür, dass die kleinen Singvögel im Winterhalbjahr immer allein unterwegs sind und die Gesellschaft von Artgenossen geradezu peinlich genau meiden. Je größer das Revier, das sie allein für sich beanspruchen, desto mehr Versteckmöglichkeiten für Insekten wie Laubhaufen, Buschwerk oder Altgras und desto größer die Überlebenschancen beim nächsten Wintereinbruch. Allerdings hört sich das nur in der Theorie so einfach an – in der Praxis herrscht unter Rotkehlchen ein ziemliches Hauen und Stechen um die besten Winterreviere. Treffen zwei der niedlichen Vögel aufeinander, kommt es schnell zu heftigen Kämpfen, bei denen oft  die Federn fliegen. Und wer genau hinhört, kann in den Morgen- und Abendstunden den wunderschön perlenden Rotkehlchen-Gesang auch im Winter hören. Damit grenzen die Tiere, während fast alle anderen Sänger zu dieser Jahreszeit still sind, ihr erkämpftes Territorium fleißig gegenüber ihren Nachbarn ab.

Die Aggressionen gegenüber ihren Artgenossen gehen so weit, dass immer wieder berichtet wird,  wie rot leuchtende Strukturen in Rotkehlchen-Größe, zum Beispiel Äpfel oder Lampionblumen, vehement angegriffen werden. Im Experiment reicht ein Büschel roter Federn, angebracht an einem Stock oder in einem Gebüsch, um den Angriff auszulösen.

Rotkehlchen

Rotkehlchen, Foto: Manfred Gunia

Uns Menschen gegenüber verhält sich das Rotkehlchen aber ungewöhnlich vertraut. Fast zahm hüpft es bei Gartenarbeiten um den Spaten oder Rechen. Die Tiere sind aber nicht von den Kämpfen erschöpft, sondern erhöhen auch damit ihre Überlebenschancen. Menschen fallen nicht ins Feindbild der kleinen Vögel und bei den Gartenarbeiten werden viele Insekten, Spinnen und Würmer freigelegt, die dem Rotkehlchen sonst nicht  zugänglich wären und die es schnell erhascht. Genauso wie uns Menschen bei der Gartenarbeit begleitet der Vogel in der Natur Rehwild oder Weidevieh, um von den beim Äsen aufgescheuchten oder freigelegten Insekten zu profitieren.  Keine Angst vor „großen Tieren“ und die Nachbarn immer ordentlich auf Abstand halten – das sichert dem niedlichen Vogel mit den großen Augen das Überleben.

 

 

Arbeitskreis Schwalm-Eder