Im Schaukelflug auf Mäusejagd: Die Rohrweihe
Etwa 15 Greifvogelarten können im Schwalm-Eder-Kreis beobachtet werden. Wer sich diese Vielfalt vor Augen führt, kommt unweigerlich zur Frage: Wie jagen die Vögel ihre Beute, ohne sich gegenseitig Konkurrenz zu machen oder sich zu verdrängen? Die derzeit als Durchzügler in der Schwalm rastende Rohrweihe ist da ein gutes Beispiel.
Der allbekannte Mäusebussard wartet auf einem Zaunpfosten oder einer anderen Ansitzwarte auf unvorsichtige Mäuse. Turmfalken machen ihrem Zweitnamen „Rüttelfalke“ alle Ehre, sie „stehen“ rüttelnd an einer Stelle in der Luft und suchen den Boden unter ihnen nach den kleinen Säugern ab. Der Mäusebussard spart auf dem Ansitz zwar Energie, kann aber Bereiche ohne Ansitzmöglichkeiten kaum zur Beutejagd nutzen. Für den Turmfalken gilt umgekehrt: Der Energieaufwand des Rüttelflugs ist hoch, doch kann der Falke so auch dort jagen, wo der größere Bussard fehlt.

…Rohrweihen-Männchen hingegen mit rotbrauner Unterseite, hellen Flügeln und schwarzen Flügelspitzen auffällig gemustert, Foto: Christian Gelpke
Schon auf größere Entfernung fällt ihr typischer Mäuse-Suchflug auf: Sie rütteln nicht und sitzen auch nicht einfach an, sondern fliegen wenige Meter hoch in endlosen, schaukelnden Flügen über die Äcker. Auf mehrere Flügelschläge folgt eine Gleitphase mit leicht V-förmig nach oben gestellten Flügeln, immer bereit, blitzschnell zu Boden zu schießen. So überraschen sie immer wieder Feldmäuse und andere Kleintiere. Der Schaukelflug ist der perfekte Mittelweg zwischen Ansitzjagd im Energiesparmodus und dem Power-Rütteln des Turmfalken – und die drei Mäusejäger gehen sich dabei wortwörtlich „aus dem Weg“. Dass die Weihen trotzdem so selten geworden sind, liegt vor allem an der Lage ihrer Brutplätze: Ausreichend große Schilfgebiete gibt es kaum noch, und die in Äckern versteckten Bruten fallen oft unerkannt den Erntearbeiten zum Opfer.
Bis Ende September sind die Chancen auf eine Begegnung mit den bussardgroßen Rohrweihen in den genannten Gebieten gar nicht schlecht, wenn man mit Hilfe eines Fernglases die Ackerflächen absucht. Danach ziehen diese einmaligen Greifvögel in ihr Winterquartier im Mittelmeerraum, wo vielfältige Gefahren auf sie lauern. Hier werden Weihen und auch andere Greifvögel illegal leider noch immer in großer Zahl geschossen und vergiftet. Wer in den kommenden Tagen einer Rohrweihe begegnet, sollte ihr also viel Glück für die gefahrvolle Zeit im Winterquartier wünschen.