Libellen | HGON Hess. Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Libellen

Juwelenschwingen am Gartenteich

Libellen: Uralt, doch wahrlich schillernd

Gartenteichbesitzer haben das schon oft erlebt: Abrupt stoppt der reißende Flug, und neugierig steht ein „riesiges Insekt“ mit knisterndem Flügelschlag kaum einen halben Meter entfernt in der Luft. Wenige Sekunden später katapultiert sich die Blaugrüne Mosaikjungfer, eine der größten heimischen Libellen, blitzschnell in die Baumwipfel. Dieses Verhalten als Angriff zu deuten, wäre grundfalsch. Das Libellenmännchen, das am Teich ein Revier hält und darin auf Weibchen wartet, hat den zweibeinigen Teichbesitzer lediglich neugierig untersucht – und dann für uninteressant befunden.

Kaum eine andere Tiergruppe wartet mit derart spektakulären Flugmanövern und Höchstleistungen auf wie die Libellen. Die schon seit der Saurierzeit fast unverändert existierenden Geschöpfe mit ihren schillernden Flügeln und oft metallisch glänzenden Körper haben auch einige Rekordhalter in ihren Reihen: Kein anderes Insekt jagt wie sie im Hubschrauberflug nach Beute, ihre großen Komplexaugen setzen sich aus bis zu 30.000 winzigen Einzelaugen zusammen, und manche afrikanischen Libellen sind sogar bis nach Island vorgestoßen. Auch im Schwalm-Eder-Kreis erhalten wir regelmäßig Besuch von frühen Heidelibellen, die am Mittelmeer geschlüpft sind.

Frühe Heidelibelle

frühe Heidelibelle

 

Insgesamt 81 Libellenarten kommen in Deutschland vor, in Hessen sind es 62. Im vergleichsweise kleinen Schwalm-Eder-Kreis wurden davon beachtliche 48 Arten festgestellt. Darunter befinden sich einige Besonderheiten, wie z. B. das verbreitete Vorkommen von Feuerlibelle und Kleinem Granatauge. Diese beiden Arten stammen aus dem Mittelmeerraum, als Vorboten der Klimaerwärmung breiten sie sich seit Jahren nach Norden aus. Die erste Feuerlibelle wurde 1999 bei Borken beobachtet, mittlerweile fliegen allein in der Ederaue zwischen Wabern und Fritzlar mehrere hundert Tiere.

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Verbreitungskarte der Feuerlibelle, (Crocothemis erythraea)

Libellen sind zugleich sehr gute Indikatoren für die Wasserqualität, da ihre Larven mindestens ein, bei manchen Arten sogar bis zu sieben Jahre im Wasser leben. Wo also z. B. die Quelljungfer vorkommt, müssen in diesem Zeitraum ununterbrochen ausgezeichnete Verhältnisse geherrscht haben. Das Beobachten von Libellen und die Erforschung ihrer Verbreitung verrät daher sehr viel über den Zustand unserer Gewässer und damit auch unserer Umwelt. Und hier gibt es gute Nachrichten: Viele Arten der Fließgewässer nehmen in ihren Beständen seit etwa 10 bis 15 Jahren deutlich zu, die Bemühungen um die Reinhaltung unserer Gewässer waren erfolgreich!

Heidelibelle-November

Heidelibelle Kiesteich Obermöllrich, Foto: Manfred Gunia November 2013

 

 

Fotos: Manfred Gunia

Arbeitskreis Schwalm-Eder