Weltenbummler zwischen Schwalm und Eder
Mit etwas Glück begegnet man im Kreisgebiet immer wieder sehr weit gereisten Vögeln. So liegen die Brutplätze von Sanderling und Knutt, zwei hochnordischen Watvögel, in Grönland oder Sibirien mehr als 3.000 km entfernt. Dort brüten sie in weithin offener Tundralandschaft, wohin sie Ende Mai von Mitteleuropa aus aufbrechen.
Sie wandern so spät, damit in den Brutgebieten bei ihrer Ankunft nicht mehr zu viel Schnee liegt. Zwischen Schnee und Eis legen sie ihre Eier, doch wenn die Jungen schlüpfen, ist der Frühling eingekehrt, und die Tiere nutzen die Mitternachtssonne, um in der kurzen Zeit bis August ihre Jungen aufzuziehen und für die weite Rückreise Fettdepots anzulegen. Über Mitteleuropa ziehen viele Individuen entlang der Küsten weiter bis West-, z. T. sogar bis Südafrika. Während ihrer kurzen Zwischenstopps in unserem Raum werden beide mit verwandten, jedoch nicht gar so weit gereisten Watvogelarten in flach überfluteten Bereichen wie dem Hochwasserrückhaltebecken um Schwalmstadt, den Flachwasserzonen der großen Seen, vor allem aber an den Schlämmteichen der Zuckerfabrik Wabern angetroffen. Für diese und viele weitere Vögel stellen schlickige Bereiche, in denen sie Nahrung suchen können, eine wichtige “Tankstelle” dar, um ihre Energievorräte für den Weiterflug aufzufüllen.