Rotkäppchen im Eichenwald
Zuerst leuchtet die rote Kappe, wenn man einem Mittelspecht begegnet. Er wird daher auch gerne „Rotkäppchen“ genannt. Die rosa und gelblich getönte Unterseite macht den sonst schwarz-weißen Kletterkünstler zu einem der schönsten heimischen Vögel. Er ist als einziger Specht auf alte Eichenwälder angewiesen, so dass man ihn z. B. bei Treysa, Borken oder in den Ederauen bei Fritzlar finden kann.
Sein Schnabel, für einen Specht recht schwach, erlaubt keine kräftigen Hiebe, um holzbewohnende Insekten freizulegen. Stattdessen stochert er in der Rinde grobborkiger Eichen nach Nahrung. Der Schnabel ist auch für das spechttypische Trommeln zu fein, so dass das Rotkäppchen als einziger heimischer Specht sein Revier nicht trommelnd markiert. Dafür kommt er stimmlich ganz groß raus: Seine quäkenden Rufe sind mehr als 200 Meter weit zu hören! Und nicht nur das: „Als einziger Specht ist er weltweit nur in Europa zu Hause, die großen Brutbestände in Hessen stellen sogar mehr als 10 % des weltweiten Vorkommens dar“, berichtet der Vogelkundler Dr. Wulf Rheinwald aus Treysa. Die selbst gezimmerten Höhlen werden wie bei allen Spechten oft über Jahrzehnte von Nachmietern wie Meisen, Hummeln und sogar Fledermäusen genutzt.
Wer mehr über Vögel im Wald und das seltene Rotkäppchen wissen und dabei auch Schwarz-, Grün- oder Buntspecht kennen lernen möchte: Vogelkundler der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e. V. (HGON) bieten naturkundliche Wanderung zu den heimischen Trommelkünstlern an. Festes Schuhwerk und falls vorhanden Fernglas nicht vergessen! Weitere Informationen finden Sie in den Veranstaltungen auf diesen Seiten.