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Raufußbussard | HGON Hess. Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Raufußbussard

Wieder seltene Greifvögel in der Schwalm

Schwarz-weiße Bussarde aus Skandinavien

In kalten Wintermonaten ist ein seltenes Phänomen auch im Schwalm-Eder-Kreis zu beobachten:  Der Einflug skandinavischer Raufußbussarde.  Diese hochnordischen Vögel überwintern normalerweise nur bis Norddeutschland, so dass die Art für Vogelkundler im Binnenland ein wahrer „Traumvogel“ ist.

Wenn Raufußbussarde nach Hessen kommen, dann eigentlich nur von Ende November oder ab Dezember. Der Einflug 2011 startete allerdings schon am 14. Oktober, als während des starken Kranichdurchzuges mehr als 25 der seltenen Gäste beobachtete werden konnten und die Gesamtzahl landesweit auf wohl mehr als 100 Vögel geschätzt wurde.

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Raufßbussard, Foto: Christian Gelpke

Die Ursachen für das Spektakel liegen weit im Norden im Verbreitungsgebiet der Art: In Skandinavien wurde in diesem Jahr vielerorts die größte Massenvermehrung von Lemmingen seit etwa 30 Jahren beobachtet. Die kleinen Nager sind eine Hauptbeute der Bussarde, die deshalb selbst eine Rekordzahl eigener Jungvögel aufziehen konnten. Als die jungen Raufußbussarde flügge waren, war die Population so weit angestiegen, dass sich viele der unerfahrenen Jungvögel zum Abzug aus Skandinavien entschlossen, weil sie weiter südlich weniger Konkurrenz und bessere Überwinterungsbedingungen vermuteten. So konnten an der Südspitze Schwedens in einer seit 40 Jahren betriebenen Zählstation für Zugvögel bei Falsterbo ein neuer Rekord für den Raufußbussard beobachtet werden.

Und nicht nur das – aufgrund der großen Lemming-Zahl haben auch viele andere Brutvögel Skandinaviens sehr gute Bruterfolge zu verzeichnen, da ihre Feinde wie Polarfüchse oder Schnee-Eulen sich fast ausschließlich von den einfach zu fangenden Lemmingen ernähren konnten. Gerade solche Begebenheiten machen die Vogelkunde so spannend: In der Ökologie hängt „alles von allem ab“ und z. B. das Auftreten skandinavischer Bussarde in der Schwalm steht in direktem Zusammenhang mit der Bestandsexplosion kleiner Nagetiere am Polarkreis!

Wer nun die Chance nutzen und nach Raufußbussarden suchen möchte, sollte sich vor allem auf Landschaften konzentrieren, die den skandinavischen Weiten möglichst nahe kommen. Geeignete Rastplätze sind z.B. die offenen, leicht hügeligen Ackerflächen zwischen Schwalmstadt, Wasenberg und Willingshausen. Zwar ist der Raufußbussard auch für fortgeschrittene Vogelkundler oft nicht leicht zu bestimmen, wenn die namensgebenden befiederten Läufe nicht zu sehen sind. Beim Mäusebussard und allen weiteren heimischen Greifvögeln sind die Läufe unbefiedert gelb. Die derzeit anwesenden Jungvögel zeichnen sich jedoch durch eine sehr stark kontrastierende Gefiederzeichnung auf: Die Schwanzfedern sind innen weiß und außen klar abgesetzt dunkelbraun und das Körpergefieder ist unterseits hell mit einem auffallenden schwarzen Bauchschild. Ähnlich helle Mäusebussarden fehlt das Bauchschild fast immer.

Wer Raufußbussarde oder andere Vogelarten beobachtet hat und diese an die Vogelkundler melden will, dem steht seit wenigen Tagen übrigens das Internetportal www.ornitho.de zur Verfügung. Nach einer kurzen Anmeldung können hier Vogelbeobachtungen eingetragen und die aktuelle Verbreitung aller Art auf Karten angesehen werden. Schauen Sie mal rein!

 

Arbeitskreis Schwalm-Eder