Notice: Undefined index: HTTP_ACCEPT_LANGUAGE in /www/htdocs/w0119f8f/wp-content/plugins/newstatpress/newstatpress.php on line 969
Wespenbussard | HGON Hess. Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Wespenbussard

Wespen ade, Bussard passé

Unsereins freut sich am Kaffeetisch auf Balkon oder Terrasse, nur selten gab es weniger Wespen alsim Sommer 2013. Wir konnten  Kuchen, Saft und Süßigkeiten ungestört von den gelb-schwarzen Quälgeistern verzehren. Ein Anpassungskünstler aber musste leiden: Der Wespenbussard ernährt sich von der Brut der kleinen Wegelagerer und ging im Sommer 2013 leer aus. Was dem einen sin Uhl…

Wer mit Greifvögeln allein wilde Kreaturen auf der blitzschnellen Jagd nach Mäusen, Hasen oder kleinen Vögeln verbindet, kennt den Wespenbussard nicht. Er ist sanft, wenig scheu und er hatte ein großes Problem: Es gab kaum Wespen im verregneten Sommer 2013, so dass er nur wenige Junge aufziehen konnte. Der einem der häufigen Mäusebussarde sehr ähnliche Greifvogel ist auch in den Wäldern der Schwalm zu Hause und ernährt sich fast ausschließlich von der Brut (also den Larven) der wehrhaften Wespen und Hummeln. Durch unglaubliche Anpassungen wird er mit manchmal mehr als tausend Wespen in einem großen Nest fertig, wo unsereins schon bei nur einer Wespe am Kuchentisch in Panik verfällt.

Wespenbussard mit typischer Querbänderung auf der Unterseite und breitem, dunklen Flügelhinterrand_Foto_C. Gelpke

Es geht schon damit los, dass Wespen nur im Sommerhalbjahr unterwegs sind – der Wespenbussard ist daher Zugvogel und verbringt die meiste Zeit des Jahres in Afrika südlich der Sahara. Er kommt erst im Mai zurück, wenn die überwinternden Wespenköniginnen dabei sind, neue Staaten zu gründen. Amseln oder andere kleinere Vögel haben ihre erste Brut dann schon erledigt. Der Bussard wartet dann an Hecken und Waldrändern geduldig, bis eine Wespe auf dem Weg zu ihrem Nest vorbeikommt, und nimmt unauffällig die Verfolgung auf. In einem Abstand von 15 oder 20 Metern fliegt er langsam und niedrig hinter dem Insekt her, bis er so den meist in einem alten Mäusebau gelegenen Neststandort findet. Jetzt schlägt er aber nicht sofort zu, sondern merkt sich lediglich die Lage des Nestes sehr genau.

So legt er in seiner Erinnerung nach und nach eine Karte der Wespennester in seinem Revier an. Seine Jungen schlüpfen erst im Juli, wenn der Nachwuchs der anderen Greifvögel schon flügge ist. Erst jetzt sind die Wespenvölker groß genug, um die Ernährung der Jungen sicherzustellen. Nun sucht der Wespenbussard die zuvor gefundenen Wespennester eines nach dem anderen auf. Um an die eiweißreiche Brut zu kommen, muss er die Nester zuvor meist ausgraben. Sein besonders dichtes Federkleid und die Hornplatten an den unbefiederten Beinen und Krallen schützen ihn dabei vor den Stichen des Wespenvolkes. Trotzdem ist die Grabearbeit nicht ungefährlich. Ist in diesem Moment ein Habicht oder Fuchs in der Nähe, geht es nach den Wespen auch dem Bussard an den Kragen. Geht alles gut, bringt der Vogel eine Wabe des Wespennestes nach der anderen zu seinem Nest, wo die Jungen mit den darin enthaltenen Larven gefüttert werden. Übrig bleibt ein von Wespen umschwärmtes Erdloch, in dem noch Rest des unterirdischen Wespennestes zu finden sind.

Die Jungen werden erst im August flügge. Da dann auch die Zeit der Wespen ihrem Ende entgegen geht, machen sich die Wespenbussarde schon Ende August auf den langen Weg zurück in ihr afrikanisches Winterquartier. Im Sommer 2013zogen die meisten Wespenbussarde schon zeitiger ab, weil ihre Nahrung fehlte und sie keine Jungen aufziehen konnten. Aber auch an solche Fehljahre ist der Vogel angepasst: Er wird mit im Durchschnitt etwa zehn und maximal bis zu 29 Jahren auch für einen Greifvogel sehr alt und hofft auf eine bessere Chance im nächsten Jahr.

Arbeitskreis Schwalm-Eder