Alle Beiträge von Andrea

Über uns

Herzlich willkommen bei der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz  -  HGON Arbeitskreis Schwalm-Eder

Wir möchten Ihnen die Naturschätze des Schwalm-Eder-Kreises näherbringen und wünschen bei der Erkundung viel Freude.

Mit etwas Hintergrundwissen kann jeder Spaziergang zu einer faszinierenden Reise in die Welt der heimischen Tier- und Pflanzenarten werden.

So gaukeln im Mai z. B. nicht nur die aus dem bis zu 10.000 km entfernten afrikanischen Winterquartier zurückkehrenden Zugvögel durch unsere Gärten, sondern mit Admiral und Distelfalter auch zwei aus Nordafrika stammende Schmetterlinge. Gleichzeitig legen auf den Borkener Seen oder im Edertal Vogelarten eine Rast ein, deren Brutgebiet in den Weiten Sibiriens liegt. Der in allen Ortschaften häufige Mauersegler ist mit Spitzengeschwindigkeiten um 220 km/h nicht nur einer der schnellsten Vögel Europas – auf seinen langen Flügen, bei denen er oft monatelang nicht den Boden berührt, schläft er sogar regelmäßig in der Luft. Da verwundert es kaum noch, dass der Luftikus vor Schlechtwetterfronten in Hessen einfach ans Mittelmeer auszuweichen vermag.

Oder der Rotmilan: Der in Nordhessen allgegenwärtige Vogel zählt weltweit betrachtet zu den seltensten Greifvogelarten. Er kommt lediglich in einem schmalen Band von Nordostdeutschland bis Spanien mit 20.000 Paaren vor. Zum Vergleich: Vom Buchfink, mit 10 Millionen Paaren der wohl häufigsten Vogelart Deutschlands, brüten allein im Schwalm-Eder-Kreis 70.000 Paare.

Zwischen Schwalm und Eder wurden bisher u. a. etwa 300 Vogel-, 50 Libellen-, 36 Heuschrecken- oder 13 Fledermausarten beobachtet. Diese Vielfalt zeigt, dass die Natur in einigen Bereichen des Kreisgebietes noch weitgehend intakt ist. Das ist ein großes Plus an Lebensqualität, egal, ob wir uns an einer bunten Blumenwiese, umhergaukelnden Schmetterlingen oder dem vielstimmigen Vogelgesang an einem Waldrand erfreuen.

Eine Vielfalt, auf die man durchaus stolz sein kann, und für deren Erhalt sich großer Einsatz lohnt. Folgen Sie uns auf eine Reise zu den Naturschätzen zwischen Schwalm und Eder…

 

 

 

 

 

Wetterkapriolen 2013

Evolution „live“: Langer Nachwinter bringt klare Vorteile für Zugvögel

Die überwiegend recht milden Winter der letzten Jahrzehnte, gepaart mit Trockenheit in den afrikanischen Winterquartieren, haben über viele Jahre unsere Standvögel gegenüber den Langstrecken-Zugvögeln begünstigt. Nun hat der harte Nachwinter die Karten im Spiel der Evolution neu gemischt.

Unsere Vögel lassen sich im Hinblick auf ihre Überwinterungsstrategie in drei Gruppen einteilen: Die bei uns ausharrenden Standvögel, Kurz- und Mittelstreckenzieher mit Winterquartier bis in den Mittelmeerraum und die in Afrika meist südlich der Sahara überwinternden Langstreckenzieher. Vor- und Nachteile der jeweiligen Strategie liegen auf der Hand – in milden Wintern „gewinnen“ die Standvögel, da sie kaum Verluste ertragen müssen. Im Vergleich dazu „lohnt“ sich die Afrikawanderung mit Verlusten auf der viele tausend Kilometer umfassenden Reise vor allem in kalten Wintern, wenn viele der Daheimgebliebenen verhungern oder erfrieren.

Nur selten lassen sich die Folgen der unterschiedlichen Strategien so gut beobachten wie in diesem Frühjahr. Die sonst überall häufigen Kohl- und vor allem Blaumeisen, Kleiber oder Zaunkönige sind auffallend selten, das morgendliche Vogelkonzert ist vielerorts sehr still. Auch die schon im März zurückkehrenden Mittelstreckenzieher wie Bachstelze, Zilpzalp oder Hausrotschwanz sind deutlich seltener als in den letzten Jahren. Sie alle haben durch den fünfwöchigen, langen Nachwinter bis Anfang April große Verluste erlitten.

Anders die Langstreckenzieher: Zwar hatten sie die üblichen Ausfälle während ihrer gefährlichen Reise, waren von den Nachwinterfolgen jedoch nicht betroffen. In manchen Gebieten in Hessen sind daher derzeit zum Beispiel mehr der eigentlich seltenen Trauerschnäpper zu sehen und zu hören als die sonst allgegenwärtigen Blaumeisen. Wer gezielt darauf achtet, wird diese Unterschiede im Vergleich zu den vergangenen Jahren in den Wäldern und oft sogar auch im eigenen Garten bemerken können. Aufgrund der veränderten Konkurrenzsituation können nun auch die Langstreckenzieher die günstigsten Brutplätze besetzen, die sonst oft vor ihrer Rückkehr schon von den Standvögeln besetzt wurden, und mehr Jungvögel als sonst aufziehen. Dieser Vorteil der Zugvögel wird sich damit auch für die nächsten Jahre festigen – Evolution live!

Mauser

Enten-Mauser

Wo sind all´ die Erpel hin?

Vor wenigen Wochen war noch alles „wie immer“. Unter den Enten auf dem Wallgraben in Ziegenhain oder entlang der Schwalm waren genauso viele bunt gefärbte Erpel wie unauffällig gemusterte Weibchen. Wer sich die Tiere nun anschaut, muss feststellen: Die Erpel mit ihrem leuchtend grünen Kopf, der dunkelbraunen Brust und dem auffallend hellgrauen Körpergefieder sind verschwunden, es sind nur noch „braune Enten“ unterwegs!

Diese auf den ersten Blick fast schon unheimliche Beobachtung lässt sich jedes Jahr bestätigen. Im Juli und August sind die bunten Männchen nicht zu sehen. Aber keine Sorge, die Erpel sind noch da – sie haben sich allerdings eine Tarnkappe zugelegt. Wer die Tiere über einige Wochen beobachtet, kann dies selbst verfolgen: Im Mai bekommen die Erpel erste braune Federn im sonst so auffallenden Federkleid, im Juni sind sie schon überwiegend braun und nun im Juli und August kaum noch von den tarnfarbenen Weibchen zu unterscheiden. Nur der ganzjährig gelbe Schnabel unterscheidet sie nun von den Weibchen, die eine orange und dunkel gemusterte Schnabelfärbung tragen.

Stockenten-Erpel im Tarnkleid, nur am gelben Schnabel von Weibchen zu unterscheiden. Foto S. Stübing

Stockenten-Erpel im Tarnkleid, nur am gelben Schnabel von Weibchen zu unterscheiden. Foto: Stefan Stübing

 

Die Umfärbung der Erpel erfolgt durch die Mauser, die auffälligen Federn fallen nach und nach aus und werden durch das braune Tarnkleid ersetzt. Im September werden die braunen Federn des so genannten Schlichtkleids wieder nach und nach in das bunte Prachtkleid verwandelt. Mit dem dann wieder auffallenden Körperschmuck werben die Erpel im Winterhalbjahr um die Enten, bis im nächsten Mai der Zyklus erneut beginnt.

Aber warum betreiben die Erpel diesen auffallenden, doppelten Federwechsel, wenn die Produktion jeder neuen Feder energieaufwändig ist und fast alle anderen Vögel nur einmal im Jahr mausern? Der Grund ist ebenfalls Mauser-bedingt: Stockenten erneuern wie alle Entenarten ihr Fluggefieder, indem sie alle Flügelfedern innerhalb weniger Tage gemeinsam „abwerfen“. Dadurch werden sie aber für einige Zeit vollkommen flugunfähig. Ein bunter, aber flugunfähiger Vogel von der Größe einer Ente wäre jedoch für jeden Beutegreifer wie Fuchs oder Greifvogel eine Einladung zum Festessen. Daher tarnen sich die Erpel zunächst durch ein braunes Körpergefieder, bevor sie die Schwungfedern abwerfen. Nachdem diese nachgewachsen sind, wird auch das Körpergefieder wieder in das auffällige Prachtkleid gewechselt.

Für viele Entenarten stellt diese flugunfähige Zeit auch ein Problem bei der Nahrungsbeschaffung dar. Sie suchen daher so genannte Mauserplätze auf, die neben Sicherheit gegenüber Feinden auch ausreichende Nahrung bieten. Diese Mauserplätze erfüllen die Bedürfnisse der dann flugunfähigen Tiere derart optimal, dass sie z.T. aus Entfernungen von mehr als tausend Kilometern angeflogen werden!

So mausert die gesamte europäische Population der Brandente an der Nordseeküste im Bereich der Elbemündung. Selbst die am Mittelmeer brütenden Brandgänse fliegen zur Mauser dort hin. Die in England brütenden Gänsesäger mausern hingegen in einem großen Fjord in Nord-Norwegen, die spanischen Kolbenenten zieht es zum Bodensee.

 

 

Tannenmeisen

Genau hingeschaut

Invasion von Tannenmeisen – Bruchpiloten auf Wanderschaft

Tannenmeisen sind schlechte Flieger, die den schützenden Nadelwald, in dem sie brüten, nur ungern verlassen. Wenn sie das doch tun müssen, schrauben sie sich mühsam auf eine Flughöhe von etwa 200 Meter, um so den in Bodennähe jagenden Greifvögeln aus dem Weg zu gehen. Sobald sie wieder Wald unter sich haben, lassen sie sich wie kleine Steine wieder rasch nach unten fallen und verschwinden schnell im Astgewirr.

Selbst nur wenige hundert Meter breite Felder zwischen zwei Waldgebieten können die Tiere daher nur mit großem Aufwand überbrücken. In den letzten Wochen August/September 2012 machte sich aber eine der seltenen Invasionen bemerkbar, bei der Tannenmeisen mehrere tausend Kilometer zurücklegen können. Warum tun sich die Bruchpiloten das an?

Unter nahrungsreichen Bedingungen können Tannenmeisenpaare bis zu 30 Junge in drei Bruten in nur einem Sommer aufziehen. Sie sind damit so reproduktionsfreudig wie kaum eine andere heimische Vogelart. Nach einem guten Brutjahr kann daher die Nahrung für die kleinen Vögel knapp werden, besonders dann, wenn auch die anderen Meisenarten erfolgreich brüten konnten. Diese sind den kleinen Tannenmeisen körperlich überlegen und verhindern oft deren erfolgreiche Nahrungssuche. Dann bleibt vielen Tannenmeisen keine andere Wahl, als sich in Schwärmen auf Wanderschaft zu begeben und auf bessere Nahrungsgründe in der Fremde zu hoffen. So erreichte eine beringte Tannenmeise aus Niedersachsen im Herbst 1974 nach einer Wanderung von gut 2.600 Kilometern sogar Marokko, zwei Vögel aus Ostdeutschland immerhin Spanien. Ein kaum vorstellbarer Aufwand, wenn schon die Überquerung von 500 Meter baumfreier Feldlandschaft das Äußerste abverlangt.

Die  Invasion im September 2012  beruhte vermutlich auf der starken Fichtenmast des vergangenen Winters. In Mastjahren der Fichte, deren Samen die Meisen häufig als Nahrung nutzen, ist die Überlebensrate und oft auch der Bruterfolg im anschließenden Frühjahr größer als sonst. Das wiederum hat Folgen, ihnen geht sprichwörtlich die  Nahrung aus. Dies eröffnet die seltene Möglichkeit, Tannenmeisen auch im eigenen Garten zu beobachten, da die kleinen Wanderer auch gerne durch die nadelholzreichen Ortslagen ziehen. Oft machen sie zuerst mit einem ungewohnten, lauten „tsuist!“ auf sich aufmerksam. Wer dann genau hinschaut, erkennt eine klein, kurzschwänzige Meise. Durch den schwarzen Kopf mit dem auffälligen weißen Wangenfleck ähneln sie den bekannten Kohlmeisen, die aber wesentlich größer sind und einen gelben Bauch (beigebräunlich bei der Tannemeise) zeigen. Das beste Merkmal der Tannenmeise ist ein großer, rechteckiger, weißer Nackenfleck, der allerdings nicht leicht zu sehen ist, wenn die Winzlinge nervös in Nadelbäumen umher turnen und sich für die Überquerung der 300 Meter bis zur nächsten Hecke bereit machen.

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Tannenmeise
Zum Vergleich die Kohlmeise
Weibliche Kohlmeise , erkennbar am zum Bauch hin auslaufenden schwarzen Brustband. Foto_C. Gelpke

 

2013 – kein Vogeljahr

Vom Regen in die Traufe…

Vor einem Monat haben wir an dieser Stelle über die Verluste berichtet, die der lange Nachwinter unter unseren Brutvögeln ausgelöst hat. Doch die Durststrecke ist für viele Arten noch nicht zu Ende: Durch die kalten und verregneten letzten Wochen konnten viele Vogeleltern nicht genug Nahrung sammeln, so dass in vielen Nestern die Jungvögel verhungern.

Wer im Garten oder Park darauf achtet, hat das sicher schon feststellen können. Statt der Ende Mai üblichen vielen Jungvögel, die Rasenflächen, Gebüsche und Bäume bevölkern, sind nur vereinzelt junge Amseln oder Stare zu sehen. Die Ursache dafür ist eindeutig: Durch die anhaltend kalte Witterung entwickeln sich weniger der als Nahrung dienenden Insekten als sonst, im Regen verbergen sich die Nahrungsorganismen zudem besonders gut. Außerdem brauchen Alt- und Jungvögel aufgrund der niedrigen Temperaturen jetzt mehr Nahrung, um ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Der erhöhte Bedarf lässt sich selbst bei maximaler Aktivität vieler Vogeleltern oft nicht decken, so dass zuerst die jüngsten Nestgeschwister verhungern. Bei anhaltend niedrigen Temperaturen und Dauerregen sind aber oft auch die anderen Jungvögel betroffen, so dass derzeit häufig ganze Bruten umkommen.

Und nicht nur Kleinvögel wie Meisen, Amseln oder Finken sind von diesen Verlusten betroffen. Auch die Bruten von Großvögeln wie Weißstorch oder Rotmilan haben oft mit der verregneten Witterung zu kämpfen. So sind in fast der Hälfte der südhessischen Storchennester schon verhungerte oder unterkühlte Jungvögel gefunden worden, in manchen Nestern regt sich gar kein Leben mehr.

Jungsegler Manfred Juni 2013 3,5,7 Tage

Mauerseglerküken 3,5 und 7 Tage jung. Ein Altsegler saß tot auf dem Gelege. Da der Nistplatz in einer beobachteten Kolonie war, konnten sie geborgen werden. Foto: Andrea Krüger-Wiegand

Auch wenn sich in den Nestern nach menschlicher Sichtweise derzeit Dramen abspielen: Grundsätzlich sind unsere Vogelarten an solche Verluste angepasst und keine Art allein durch die Witterung bedroht. Selbst doppeltes Pech wie die Folgen langer Winter und einer verregneten Brutzeit können die meisten Arten durch ihre große Vermehrungsrate in günstigen Zeiten prinzipiell schnell wieder ausgleichen. So kann ein zweimal brütendes Blaumeisenpaar in nur einem Sommer bis zu 25 Jungvögel großziehen, die die freigewordenen Reviere schnell auffüllen. Amselpaare mit drei Bruten „schaffen“ immerhin noch bis zu 15 Junge.

Allerdings gilt das heutzutage nur noch eingeschränkt. Zu sehr haben wir Menschen die Lebensräume der Vogelarten verändert: Statt artenreicher Mischwälder Nadelholz-Monokulturen geschaffen, anstelle von bunten Wiesen Ackerflächen angelegt und die Obstwiesen in unseren Gärten durch Zierrasen ersetzt. Da fällt es den Vogeleltern oft schon in günstigen Jahren schwer, erfolgreich Junge aufzuziehen. Doch eine gute Nachricht gibt es: Helfen kann jeder, der im Garten mehr Natur zulässt und so die Überlebenschancen „seiner“ Vögel auch während ungünstiger Witterung fördert.

 

Eisvogel

Eisvögel in der Schwalm

Der „Fliegende Edelstein“ ist jetzt besser zu sehen

Im Winterhalbjahr ist auch der eigentlich sehr auffällige Eisvogel einfacher zu beobachten als in belaubtem Buschwerk_Foto_C. Gelpke

Im Winterhalbjahr ist auch der eigentlich sehr auffällige Eisvogel einfacher zu beobachten als in belaubtem Buschwerk, Foto: C. Gelpke

Schwalm. Ein hoher, schriller Pfiff, ein gut sperlingsgroßer, blauer Blitz dicht über der Wasseroberfläche, und schon ist der Vogel mit dem langen Schnabel in dichtem Buschwerk verschwunden. So oder ähnlich verläuft im Sommerhalbjahr oft die Begegnung mit dem prächtigen Eisvogel. Jetzt, im Winterhalbjahr, wenn sich nach dem Laubfall auch die Ufergehölze unserer Gewässer kahl und übersichtlich zeigen, besteht die gute Chance, den Eisvogel auch im Geäst sitzend in Ruhe beobachten zu können. Regelmäßig kann der einzigartig gefärbte Vogel, dessen nähere Verwandtschaft dem Farbzauber ihres Gefieders entsprechend vor allem in den Tropen vorkommt, beispielsweise am Wallgraben in Ziegenhain oder an verschiedenen Stellen von Schwalm, Antreff oder Wiera beobachtet werden.

Die gewässerreiche Landschaft der Schwalm war schon immer ein wichtiges Brutgebiet für den Eisvogel, doch führte wie überall die Gewässerverschmutzung in den 1960er Jahren, einhergehend mit Begradigungen von Bächen und Flüssen, über 20 Jahre zu einem in ganz Hessen und Deutschland sehr geringen Bestand. Auch extreme Kältewinter wie 1962/63 ließen den Bestand zusammenbrechen: Der Eisvogel ist trotz seiner tropischen Herkunft kein Zugvogel, sondern bleibt auch im Winter bei uns. In sehr kalten Wintern können daher bis zu 90 Prozent der Population umkommen, wenn die Tiere an den weithin gefrorenen Gewässern ihre überwiegend aus Kleinfischen bestehende Nahrung nicht mehr erreichen können. Dies alles führte dazu, dass um 1975 in ganz Hessen keine zehn Eisvogelpaare mehr brüteten.

Inzwischen hat der Eisvogel als Folge umfangreicher Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen wieder gute Lebensbedingungen. Die flächendeckende Einrichtung von Kläranlagen hat die Wasserqualität entscheidend verbessert, was auch für uns Menschen ein Segen ist. Uferabbrüche werden nicht mehr sofort beseitigt, so dass der Vogel wieder genügend Gebiete findet, in denen er in steile Uferwände seine bis zu einen Meter lange Brutröhre graben kann. Und nicht zuletzt sind die Winter im Durchschnitt milder geworden, so dass die Winterverluste niedriger sind. Stimmen die Bedingungen, kann ein Eisvogelpaar zudem bis zu dreimal im Jahr jeweils sechs Junge aufziehen – das alles führt dazu, dass der Fliegende Edelstein in den letzten Jahren wieder mit bis zu 900 Paaren in Hessen brütet und auch in der Schwalm wieder regelmäßig zu sehen ist. Also Augen auf beim nächsten Spaziergang am Wasser!

 

 

 

Rotmilan

In Nordhessen ist der Rotmilan nach Mäusebussard und Turmfalke der häufigste Greifvogel. Fast überall ist er von Februar bis November zu sehen, wie er niedrig über Brachen, Wiesen, Hecken oder an Ortsrändern, z. T. auch im Inneren kleinerer Ortschaften, fliegend nach Beute sucht. Sein elegantes Flugbild ist dabei eindeutig. Lange, schmale Flügel mit einem großen weißen Fleck im Bereich der Handschwingen-Unterseite und der lange, tief gegabelte rostrote Schwanz, nach dem der Vogel auch Gabelweihe genannt wird, kennzeichnen ihn. Kein anderer einheimischer Greifvogel trägt einen gegabelten Schwanz.

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Rotmilan mit Flügelmarke, Foto: Christian Gelpke

Eine Ausnahme und daher Verwechslungsgefahr stellt nur der etwas kleinere, viel dunklere Schwarzmilan dar. Dieser nahe Verwandte des Rotmilans weist jedoch keine derart auffallenden hellen Bereiche in den Handschwingen auf, auch der Schwanz ist längst nicht so tief gegabelt. Während der Schwarzmilan als häufigster Greifvogel der Welt gilt, der weite Teile Eurasiens und Afrikas sowie Australiens besiedelt, ist der Rotmilan vor allem auf Deutschland, Frankreich und Spanien beschränkt. Er ist also ein reiner Europäer! Sein Weltbestand wird nur auf etwa 19.000 bis 23.400 Brutpaare geschätzt. Davon beherbergt Deutschland 10.500 bis 14.000 Paare. Allein im Schwalm-Eder-Kreis kommen etwa 130 Paare, also etwa 0,6 % des Weltbestandes, vor.

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Verbreitungskarte Rotmilan

Deutschland und auch Nordhessen haben eine große Verantwortung gegenüber dem globalen Schutz der Art. Auch wenn wir ihn in Nordhessen täglich beobachten, ist der Rotmilan somit einer der seltensten Greife der Welt. Er bewohnt in unserem Raum vor allem alte Buchenwälder, von denen aus er im Offenland nach Nahrung (vor allem Kleinsäuger, Aas, im Frühjahr auch Regenwürmer) sucht. Die meist zwei bis drei Eier werden nach dem Ende der teils spektakulären Balz, bei der sich die Partner u. a. an den Krallen fassen und umeinander Loopings schlagend bis fast zu Boden stürzen, im April gelegt. Die Jungen fliegen im Juli aus. Ab Anfang August sind sie selbständig und wandern wie die Altvögel in die Winterquartiere nach Spanien und Frankreich.

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Winterquartier des Rotmilans – Spanien, Foto: Christian Gelpke

Vor dem Abzug, z. T. auch während des Sommers, können an geeigneten Nahrungsquellen gehäuft Rotmilane auftreten. Typisch ist dies bei der Wiesenmahd oder an Mülldeponien. An der Deponie bei Wabern-Uttershausen können bis zu 50 Rotmilane beobachtet werden. Im Sommer werden sie durch bis zu 220 Schwarzmilane verstärkt, der wohl größten Ansammlung in Mitteleuropa nördlich der Rhein-Main-Linie.

NSG Borkener See

Naturschutzgebiet (NSG) Borkener See:

Das Gebiet ist erschlossen durch einen ca. 7 km langen, gut ausgeschilderten Rundwanderweg (auch mit dem Fahrrad befahrbar) und mehrere Beobachtungsstände. Als Ausgangspunkte fährt man am besten die Parkplätze am Borkener Schwimmbad bzw. am Sportplatz Nassenerfurth an.

Im nördlichen Bereich befindet sich eine Flachwasserzone, hier sind oft Haubentaucher, Grau- und Silberreiher und gelegentlich eine Rohrdommel anzutreffen. Auf den angrenzenden Olmesteichen kann man je nach Jahreszeit Eisvogel, Zwergtaucher, Reiher-, Tafel-, Schnatter-, Krickenten und von Januar bis Februar auch Zwergsäger aus nächster Nähe beobachten. Die besten Blicke auf den interessantesten Seebereich hat man vom Beobachtungsstand im Nordwesten des Gebiets. Im Winterhalbjahr und zu den Zugzeiten kann man hier alle heimischen Entenarten in oft größeren Trupps antreffen, gelegentlich auch Seltenheiten wie Pracht-, Stern-, Rothals- und Ohrentaucher und im Mai Trauerseeschwalben und Zwergmöwen. Mit einem guten Spektiv ausgerüstet, lässt sich der gesamte See auch gut von den beiden Beobachtungsständen vom südlichen Seeufer aus überblicken.

Weißstörche Schwalm-Eder-Kreis

WINTERSTÖRCHE im Schwalm-Eder-Kreis

gibt es, wie in den beiden vergangenen Jahren auch in diesem Winter wieder in Wabern. Im letzten Jahr zog das Horstpaar aus den Ederauen mit dem frühen Wintereinbruch Anfang Dezember ab und kehrte im Februar 2013 zurück. In diesem bisher milden Winter, halten sich beide Horstpaare weiter in Wabern auf, am 03. Dezember gesellten sich sogar zwei weitere beringte Störche hinzu.  Die Störche sind überwiegend in der Nähe des Karlshofs Wabern, sowie in den Schwalmwiesen, bei Wabern-Harle anzutreffen. Für Spaziergänger  in Wabern mittlerweile sicher ein gewohnter Anblick.

überwinternde Störche im Schwalm-Eder-Kreis

Weißstörche in Wabern im Dezember 2013